seit Mitte Juli ist eine kleine Elster bei uns eingezogen. Sie wurde in einem Wohngebiet verlassen aufgefunden und wäre fast einer Katze zum Opfer gefallen. Trotz längerer Beobachtung des Ästlings (so nennt man gerade eben ausgeflogene, noch nicht voll flugfähige Vögel) konnte die Finderin keine Versorgung durch die Altvögel mehr beobachten. Daher bat sie mich den kleinen Vogel zu übernehmen.
Pierrot (diesen Namen hat der Vogel wegen seines schwarz-weißen Gefieders und seinem clowneskem Verhalten, von mir erhalten) war schon relativ gut befiedert, aber noch nicht flugfähig.

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erste Fütterung

Relativ schnell sperrte der Kleine freiwillig, sobald ich mit seinem Futter erschien. Rabenvögel, zu denen die Elster gehört, sind sogenannte Allesfresser. Allerdings werden die Jungvögel hauptsächlich mit eiweißreicher animalischer Kost z.B. Insekten, Aas ect., versorgt.
So stellte ich ihr Futter aus folgenden Bestandteilen zusammen:
Mehlwürmer, Zophobas (eine Art Riesenmehlwurm 😉 ), Wachsmottenlarven, Katzenfutter, Rinderhack, Nudeln, Hühnerherzen, Rührei mit Weichfutter vermischt.
Je älter die Kleine wurde, desto mehr pflanzliche Kost mischte ich bei. Das allerdings mit mehr oder weniger großem Erfolg d.h. was die Elster nicht mag, spuckt sie wieder aus ;-).
Die erste Woche wohnte sie in einer Papageienvoliere auf dem Balkon

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später bezog sie eine geräumige Gartenvoliere um ihre Flugmuskeln zu trainieren.

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Als auch dieses Domizil zu eng wurde, wagten wir den nächsten Schritt in Richtung Freiheit und ermöglichten Pierrot von nun an den Freiflug.
Etwas mulmig war uns doch zu Mute, da er noch nicht vollständig futterfest war und auch viele Katzen hier bei uns in der Nachbarschaft wohnen.
Aber Pierrot lernte unglaublich schnell sich zu orientieren und kam auf Zuruf herangeflogen, um sich seine Lieblingswürmchen abzuholen.

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Mittlerweile macht er den ganzen Garten und die angrenzende Nachbarschaft unsicher, fliegt aber zwischendurch immer mal wieder freiwillig in seine alte Voliere auf dem Balkon. Dort kann er auch jederzeit Futter finden, das er nun auch schon selbständig aufnimmt.
Seine Ausflüge dauern nun immer länger und ich denke es wird irgendwann der Zeitpunkt nahen, an dem es Abschied nehmen heißt. Bis dahin erfreuen wir uns allerdings an seinem Schabernack und seiner unglaublichen Neugier.
Elstern sind übrigens in der Lage sich selbst im Spiegel zu erkennen. Das können nur ganz wenige Tiere u.a. Schimpansen. Ich finde es sehr schade, das diese schlauen Kerlchen so einen schlechten Ruf haben. Daher hoffe ich mit meinem kleinen Artikel etwas zum positiven Image des Vogels beitragen zu können.
Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, das man nie einen Jungvogel spontan mitnehmen sollte, ohne vorher geprüft zu haben, ob nicht doch noch die Eltern in der Nähe sind. Für in der Vogelaufzucht ungeübte Finder ist es meistens besser, den Jungvogel bei einer kompetenten Wildvogelaufzuchtstation abzugeben.

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Bürogehilfe 😉

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frisch gebadet und hungrig

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Sitz- und Landeplatz auf unserer Terrasse